Er hatte zwei Pistolen, und seine Augen waren schwarz und weiß - AD Theater-AG

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Vergangene Spielzeiten > Spielzeit 2010 / 2011
Er hatte zwei Pistolen, 
und seine Augen waren schwarz und weiß
von Dario Fo
 
Italien ist nicht erst seit Berlusconi eine „bunga-bunga“-Republik: Man schreibt das Jahr 1925, ein verschollen geglaubter Soldat mit Gedächtnislücken wird in einer Irrenanstalt der Alpenrepublik wieder seiner Frau Luisa zugeführt. Im Laufe des Abends muss sie jedoch feststellen, dass der Patient zwar ihrem Lebensgefährten Giovanni wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt, aber eigentlich ein ganz anderer ist. Kompliziert wird die Sache erst, als der echte Giovanni ebenfalls wieder auftaucht und im falschen die Chance seines Lebens wittert. Mit ihm als Strohmann lassen sich sämtliche Tätigkeiten im Mafiamillieu sauber unter den Teppich kehren.

Das wiederum kann die Obrigkeit nicht zulassen; Mafiajäger setzen alles daran, „den Paten“ festzusetzen, liefern sich dabei aber ein Eigentor nach dem anderen. 1:0 für die „la famiglia“.
 
„Eine Verfassung? – Da hält sich sowieso niemand dran.“
 
Der italienische Literaturnobelpreisträger Dario Fo zeigt die Zustände in seinem Heimatland mit einer gehörigen Portion Spott durchaus berechtigt, wenn man bedenkt, dass sich seit Entstehen des Stückes 1960 nicht viel geändert zu haben scheint. Das kaum in ein Schema einzuordnende Stück verspricht einen interessanten Theaterabend.
 
Der Literaturkurs zeigte diese Mischung aus Komödie und Brecht’schem Drama, Satire und absurdem Theater an drei Abenden.
Chor der Irren
Mia B.
Eva C.
Jelena D.
Vivienne S.
Prometheus
Galilei
Inquisitor
Fabian S.
Chris-Julian B.
Julian B.
Professorin, Leiterin einer Heilanstalt
Stabsarzt, Mitglied des Militärs
Helena K.
Moritz T.
Ärztinnen, Mitarbeiterinnen einer Heilanstalt
Franziska R.
Jana S.
Krankenschwestern
Jasmin R.
Tatjana W.
Krankenpfleger
Daniel A.
Der Mann ohne Gedächtnis, ein Pfarrer
Michael Benedikt M.
Giovanni Gallina, ein Ganove
Louisa Gallina, seine Frau
Jann P.
Johanna F.
Angela, deren Nachbarin
Luigi, ihr Mann
Asaja K.
Tim B.
Der Blonde, ein Ganove
Damian R.
Wachtmeister
Assistentin
Ole C.
Isabella G.
Kommissar
Polizeibeamtin
Matthias H.
Nicole K.
Polizeibeamter, eine Frau
Polizeibeamter, ein Barbesitzer
Andreas S.
Johannes K.
Oberkommissarin
Dilan T.
Polizist
Polizist
Fabian S.
Christopher S.
Der Don, ein Ganove
Emilia, ein Ganove
Fabian V.
Sandra W.
Giuseppeein Ganove
Stellaein Ganove
Chris-Julian B.
Arzu H.
Knacki, ein Ganove
Kea G.
Rechtsanwältin
Dagmar K.
Don Antonio, ein Geistlicher
Julian B.
Bote
Chris-Julian B.
 Backstage
Aufführungsrechte
Henschel Verlag, Berlin
Kostüme und Requisite
alle Beteiligten
Bühnenbild
Mia B.
Eva C.
Johanna F.
Helena K.
Johanna M.
Jana S.
Julian B.
Filmeinspielung
Mia B.
Eva C.
Julian B.
Eine Produktion des
Literaturkurs 12/13
Kursleitung
Thomas Mehl
Dario Fo

Am 26. März 1926 in San Giano, einer kleinen Stadt am Lago Maggiore geboren, zählt der Autor, Regisseur, Bühnenbildner, Schauspieler, Komponist und Satiriker Dario Fo zu den bedeutendsten Vertretern des zeitgenössischen italienischen Theaters.
   Seine Kindheit und Jugend ist geprägt von vielen Umzügen, bedingt durch die mehr-fache Versetzung seines Vaters, eines Stationsvorstehers, und den Ferien bei den Großeltern auf dem Land. Dort kommt er mit der Tradition des Geschichtenerzählens in Berührung.
   1940 geht er zum Studium nach Mailand, kann sich einer Rekrutierung durch die Armee nicht entziehen. Es gelingt ihm zu fliehen und er verbringt die letzten Monate des Krieges versteckt auf einem Speicher. Seine Eltern sind beide aktiv im Widerstand tätig; sein Vater bringt mittels der Bahn jüdische Wissenschaftler und entflohene englische Kriegsgefangene über die Schweiz außer Landes, seine Mutter kümmert sich um verwundete Partisanen.
   Nach dem Krieg nimmt er sein Architekturstudium wieder auf, wendet sich jedoch kurz vor dem Examen der Bühnenbildnerei zu. In diesem Zusammenhang entstehen erste Monologe und Szenen, die auf den Geschichten beruhen, die ihm seit seiner Kindheit vertraut sind. Dario Fo wird Mitglied einer kleinen Theatergruppe und bricht das Studium gänzlich ab.
   1951 trifft er die Schauspielerin Franca Rama, sie verloben sich kurz darauf, die Heirat erfolgt 1954. Gemeinsam gründen sie 1957 eine Theatergruppe, deren Stücke meist in Mailand produziert und anschließend auf langen Tourneen in ganz Italien gezeigt werden. Franca Rama ist dabei meist die Hauptdarstellerin, aber auch für administrative Aufgaben zuständig.
   1960 wird Aveva due pistole con gli occhi bianchi e neri am Teatro Odeon in Mailand uraufgeführt. Im Jahr darauf werden erstmals Stücke in Schweden und Polen inszeniert. 1962 erarbeiten Rama/Fo eine beim Publikum äußerst erfolgreiche Fernsehserie mit Sketchen, die immer wieder mit der Zensur durch die Politik und die Medien selbst zu kämpfen hat. Nach einem vom staatlichen Fernsehen gekürzten Mafia-Sketch kündigen die beiden die Zusam-menarbeit mit dem Fernsehsender RAI auf und werden daraufhin 15 Jahre lang von den Rundfunk- und Fernsehanstalten geschnitten.
   Ihr Spiel versteht sich weiter als politisches aber auch unterhaltendes Theater. Sie werden von vielen Seiten bedroht bzw. attackiert, von der Politik, der Mafia, den Faschisten. Franca Rama wird entführt, eine Zeit lebt die Familie unter Polizeischutz. Viele ihrer Theaterstücke behandeln das Leben des „Kleinen Mannes“, er Hausfrauen und Mütter, der einfachen Arbeiter, der Menschen Italiens.
   1997 erhält Dario Fo, „der in Nachfolge der mittelalterlichen Hofnarren die Macht geißelt und die Würde der Schwachen und Gedemütigten wiederaufrichtet“, den Literaturnobelpreis.

Peter O. Chotjewitz übersetzte viele seiner Stücke ins Deutsche. Der 2010 verstorbene Jurist und Schriftsteller hatte Fo während eines Aufenthaltes 1967-73 in Rom kennen gelernt.


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